Samstag 27.8.2005

 

Ab heute verspricht das Wetter besser zu werden: wärmer, kein Regen mehr, zunächst noch bedeckt , später mit Aufheiterungen, Wind 4 abnehmend auf 3 aus Südwest. Um 10.00 Uhr geht es los zunächst unter Motor aus dem Hafen raus. Dann werden die Segel gesetzt und bis zur Ketelbrug, die das Ketelmeer vom Ijsselmeer trennt, kommen wir hoch am Wind gut voran.. Im Ijsselmeer steht noch mehr Welle vom Vortag. Gegen 12.00 Uhr laufen wir in Urk, einem kleinen alten Fischerstädtchen ein.

Jakob im Hafen von Urk

In Urk ist an diesem Wochenende ein großes Volksfest: Es gibt Wettbewerbe mit Ziegen, Eseln und Pferden. Auf einem Markt kann man allen möglichen Trödel kaufen. Nachmittags gibt es einem großen Umzug, nach dem die besten Brauereigespanne prämiert werden.

Wir essen Fisch und legen gegen 16.30 Uhr wieder ab Richtung Enkhuizen. Wir müssen ca. 12 sm über das offene Ijsselmeer. Ich hoffe, dass sich der Seegang etwas beruhigt hat.

Wir müssen hoch am Wind segeln, was bei der verbliebenen Welle nur schwer möglich ist (Dauerdusche). Da Jakob unter den ersten Anzeichen von Seekrankheit leidet, überlasse ich ihm das Ruder. Nach ca. 3,6 sm an der Tonne EZ15 beschließen wir, genug geduscht zu haben. Ich drehe bei und nehme die Segel runter. Als das Boot so ungewohnt ruhig liegt. muss Jakob “den Göttern opfern”. Unter Motor fahren wir gegen Wind und Wellen in die Nähe des Damms, der das nördliche Ijsselmeer von südlichen trennt. In seinem Schutz (weniger Wellen) geht’s dann nach Enkhuizen in den Compagnieshaven. Wir laufen gegen 20.15 Uhr ein, sind immer noch völlig durchnässt und frösteln. Eine warme Dusche bringt uns die Lebensgeister wieder zurück.

Die große, gut geführte Marina (über 600 Liegeplätze) hat allen denkbaren Komfort inkl. Waschmaschine und Trockner, Lebensmittelladen, Tankstelle, Wassersportgeschäft, Segelmacher, Restaurant usw. 2003 wurde der Compagniesehaven zum Jachthaven des Jahres gewählt.Unser Boot ist wie immer das kleinste im Hafen und hat einen hohen “Wiedererkennungswert”. Beim Anlegen liegen wir nur immer eine Etage tiefer als die anderen; vielleicht sollten wir uns eine Leiter mitnehmen, um einfacher an Land steigen zu können.

Wir dürfen direkt hinter dem Marinagebäude unser Zelt aufschlagen. Zum Schlafen ist es zu zweit  im Zelt schon bequemer als auf dem Boot.

Enkhuizen (17000 Einwohner) gilt als die am schönsten erhaltene Stadt am Ijsselmeer. Sie war Seehafen und  Flottenstützpunkt der “Vereinigten Ostindischen Compagnie”. Im 17. Jahrhundert war Enkhuizen eine der reichsten Städte der Niederlande. Das Verteidigungsbollwerk “de Dromedaris” war Teil der alten Stadtmauer. Im 18. Jahrhundert verlor die Stadt an Bedeutung. Durch das Aufkommen des Gartenbaus und später des Tourismus erholte sich die Stadt wieder. In dem großen Zuidersee-Freilichtmuseum werden die Lebensumstände in den Orten der Region im 19. Jahrhundert dargestellt.

Sonntag, 28.8.2005

 

Am Sonntagmorgen machten wir zunächst nach dem ausgiebigen Frühstück einen Stadtbummel. Jakob besorgte sich -- da die Apotheke sonntags geschlossen hatte - im Wassersportgeschäft Akupressurbänder gegen Seekrankheit

Vom Hafen aus kann man die vorbeifahrenden historischen Segler und Plattbodenschiffe bestaunen.

Heute ist geiles Segelwetter, der Wind kommt aus SW mit 3 - 5 Bft.

Wir tanken noch mal und laufen um 11.30 Uhr aus mit Ziel Den Oever.

Der Seegang hat sich beruhigt und wir kommen bei halbem Wind flott voran.

Es ist schönes Wetter und Wochenende und deshalb richtig viel Segelbetrieb auf dem Ijsselmeer. Sie meisten Yachten kommen uns entgegen und wollen nach Süden. Wir schlängeln uns durch nach Norden.

Weil es so gut läuft, lassen wir Medemblik an Backbord liegen und segeln direkt weiter nach Oude Zeug, einem kleinen ehemaligen Bauhafen.

Hier machen wir gegen 14.30 Uhr an der hohen Spundwand fest.

Mittagspause: Heute kochen wir uns Spagetti mit Bolognese Arrabbiata in unserer open-air-Küche.

Um 16.00 Uhr segeln wir weiter Richtung Norden. Der Wind frischt etwas auf und so erreichen wir gegen 17.00 Uhr die Marina Den Oever. Am Rand des Kinderspielplatzes können wir unser Zelt aufschlagen

Wir laufen zum ca 3 km entfernten Fischerhafen.
Hier ist heute und morgen großes Hafenfest mit Musik im Zelt und allgemeinem Besäufnis. Morgen können die Einheimischen und die Touris gratis mit den Fischerbooten rausfahren.

Ein Fischer, den wir im Hafen treffen, informiert uns ausführlich über die Probleme der holländischen Fischerei: Es gibt EU-weit genau festgelegte Fangquoten; trotzdem sind die Meere überfischt und die Schiffe müssen immer weiter rausfahren um noch was zu fangen; fast die Hälfte des Fanges muss zur Deckung der gestiegenen Spritkosten aufgewendet werden.

Montag, 29.8.2005

 

Heute scheint die Sonne den ganzen Tag, Wind weiterhin aus SW mit 3, auf der Nordsee mit 5.

Um 10.00 Uhr fahren wir los durch die Stevinsluizen in die Nordsee (Waddenzee). Im Außenhafen beträgt der Gezeitenhub ca. 3 m. Die aufkommende Flut “schiebt” uns außen am Abschlußdeich entlang nach Nordosten Richtung Kornwerdersand, und der achterliche Wind schiebt natürlich noch gewaltig mit.

Wir halten uns im zunächst flachen Fahrwasser und bleiben in Sichtweite des Abschlußdamms. Draußen auf der offenen Nordsee sind uns die Wellen zu hoch.

Waddenzee

Ein kleinerer Lastkahn überholt uns nur langsam.

Um ca 12.30 Uhr machen wir eine kleine Pause im Noorderhaven von Breezanddijk, einem alten Bauhafen etwa auf halbem Weg nach Kornwerderzand. Hier treffen wir einen jungen Catsegler, der sich weiter auf die offene Nordsee herausgetraut hat und von Windstärke 5-6 und hohen Wellen berichtet.

Weiter geht es vorbei an den großen Entwässerungsschleusen von Kornwerderzand durch die Schleusenvorhäfen und die Lorentzsluizen um ca 15.30 Uhr in das Ijsselmeer.

Wir beschließen, Makkum an Backbord liegen zu lassen und direkt bis Hindelopen weterzusegeln. Südlich von Makkum halten wir uns an die gelben Tonnen, die den Zugang zum Land verbieten, statt an die roten Fahrwassertonnen und schrappen plötzlich mit unserem Schwert mit 60 cm Tiefgang über den Sand. So flach ist das Ijsselmeer an manchen Stellen!! Weiter im Süden liegen auch die gelben Tonnen im tieferen Fahrwasser.
Gegen 18.00 Uhr erreichen wir den Yachthafen Hindelopen, eine sehr große und gut geführte moderne Marina mit allem Komfort (den wir nicht brauchen) wie Hallenbad mit Sauna, Tennisplätze, Kinderbauernhof etc. Wir sind mal wieder das kleinste Boot und unsere Länge ist nicht im Computer des Hafenmeisters gespeichert.. Wir kommen in die kürzeste Box im Hafen für 9 m Boote und müssen eine Reserveleine auspacken, um hinten festmachen zu können.

Dienstag, 30.8.2005

 

Heute vormittag gibt es zunächst mal Nebel und kaum Wind. Später kommt die Sonne durch und es windet mit 1-2 aus Südost.

Wegen des Nebels starten wir erst um 11.00 Uhr und dümpeln unter Segeln vor uns hin bis 13.00 Uhr. Der .Wind wird immer weniger und schließlich starten wir den Außenborder und holen die Segel runter. Jakob hat seine Akupressurbänder an den Handgelenken. Sie scheinen zu helfen. Heute ist allerdings kein Seegang. Auch für den Rest der Reise bleibt er von Seekrankheit verschont.

Auf so einem kleinen Boot ist es bei diesigem Wetter schwer, ohne Landsicht den Kurs zu halten. Unser Kompass versagt, da es uns nicht möglich ist, für ihn eines Stelle zu finden, wo die Kompassnadel nicht durch Metallgegenstände in weniger als 1 m Umkreis abgelenkt wird. Auf der einen Seite liegt der Anker, auf der anderen die Tonne mit den diversen elektronischen Gerätschaften wie Weltempfänger, GPS etc.

Am besten geht es noch mit dem Peilkompass im Fernglas. Auch der Pocket PC mit GPS ist nur eingeschränkt einsatzfähig. Bei Sonne kann man die Anzeige kaum ablesen, bei Seegang oder Regen ist er in einer Klarsichthülle verpackt, was die Bedienung auch nicht gerade erleichtert. Zudem stürzt mir die Software mehrmals ab.

Trotzdem erreichen wir alle angepeilten Tonnen, und laufen gegen 17.00 Uhr sicher in Urk ein. Nach Pinkelpause und Eis Essen geht’s weiter Richtung Ketelhaven, dem Ausgangspunkt unserer Segeltour rund ums Ijsselmeer

Der Wind hat etwas zugenommen, 2-3 aus Ost. Unter Segeln geht’s gegen 19.00 Uhr unter der Ketelbrug durch, die das Ketelmeer vom Ijsselmeer trennt.

Als der Wind wieder nachlässt muss unser Johnson wieder einspringen.

mit dem letzten Tageslicht erreichen wir Ketelhaven.

Ein sehr schöner Urlaub geht langsam aber sicher zu Ende

Mittwoch 1.9.2005

 

Heute ist zu Abschluss noch mal “Lustsegeln” angesagt.

Bei Windstärke 3 aus Ost und blauem Himmel segeln wir um die “Ijsselloog”, die künstliche Insel im Ketelmeer, in der die Schlammschicht am Boden, die mit Schwermetallen und Chemikalien aus dem Rhein kontaminiert ist, endgelagert wird. Die Baggerarbeiten werden bis voraussichtlich 2010 andauern. Man hofft so, die Umweltbedingungen für Flora und Fauna im Ketelmeer und auch im Ijsselmeer zu verbessern.

Nachmittags verladen wir das Boot auf den Trailer und gegen 17.00 Uhr fahren wir los Richtung Heimat.

Wir sind im Ijsselmeer in 5 Tagen 107 sm gesegelt und z.T. auch motort. Unsere längste Tagesetappe war 32 sm (von Hindelopen bis Ketelhaven), die kürzeste 12 sm (am letzten Tag). Auf dem Rhein fuhr ich unter Motor und mit der Strömung 410 km (etwa 220 sm) in 4 Tagen.

Insgesamt haben uns die 10 Tage Urlaub inkl. Sprit ca 400.00 € gekostet.

... wie sagten die beiden Franzosen in Hindelopen: Unsere Art, Urlaub zu machen ist “rudimentär”.

 “Back to the Roots”, “Small is beautiful” je einfacher der Urlaub desto intensiver die Erlebnisse.

 

 

 

 

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